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Die Natur im Jahresverlauf

       
 

Januar: Grauer Geselle bringt Farbe in die Stadt

       


Keiner hat es so weit gebracht, wie der Haussperling. Anpassungsfähigkeit und Neugier haben ihn alle Metropolen der Alten und Neuen Welt erobern lassen. Heute erfreut er die Einwohner von Bern und Johannesburg, Los Angeles und Wellington mit seinem lebendigen Wesen. Wie lange noch?

Aus den Steppen Asiens folgte der Haussperling dem Menschen nach West- und Nordeuropa. Dass der Spatz auf Schiffen voller Pferde und Pferdeäpfel reiste und gleichzeitig mit den Konquistadoren die Neue Welt betrat, mag eine Legende sein. Gesichert ist, dass spätere Auswanderer Sperlinge im Käfig mitführten, damit sich die Europäer auf anderen Kontinenten wie zu Hause fühlten.
Inzwischen dürfte der Haussperling die am weitesten verbreitete Vogelart überhaupt sein. «Wer als Spatzenhirn beschimpft wird, darf eigentlich stolz darauf sein», meint Peter Rüegg, Vogelspezialist bei Pro Natura, «Spatzen haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis.» Damit merkt sich der kleine Vogel die täglichen Gepflogenheiten von Mensch – und Katze. Und so entgeht er manch einer Gefahr.

      

Sein unspektakuläres Gefieder macht der Haussperling mit einem facettenreichen Verhalten wett. Spatzen zeigen eine rührende Brutfürsorge und tragen lautstark ihre Dispute aus. Sie lieben ausgiebige Sandbäder und hocken sich zur Gefiederpflege schon mal in einen Ameisenhaufen. Kleintheater vor der Haustür! Der Haussperling hüpft auch durch unsere Sprache. So bezieht sich «wie ein Spatz im Haferstroh» auf seine Allgegenwart.
Diese könnte sich aber ändern. Bald «pfeifen es die Spatzen von den Dächern», dass in Vorstädten und Stadtzentren Westeuropas die Art am Verschwinden ist. In sanierten Gebäuden findet der Spatz keine geeigneten Nistplätze mehr. Und auch wenn er selbst «wie ein Spatz isst», wenig nämlich, findet der findigste Sperling in durchgestylten Parks und Gärten nicht genug tierisches Futter für seine Brut. Schade wärs um ihn. Er gehört neben Fledermäusen, Seglern und anderen Kulturfolgern ebenso zum Kulturgut einer Stadt wie die historische Bausubstanz.

       
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