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Die Natur im Jahresverlauf

       
       

August: Alpendohle - Nachwuchs aus der Finsternis

       

Im Sommer, wenns die Touristen in die Berge zieht, ist die Alpendohle nicht weit. Der schwarze Kunstflieger mit dem gelben Schnabel ist wenig scheu. Mehr Diskretion legt der vorwitzige Krähenvogel beim Brutgeschäft an den Tag.

Kaum ist der Berggipfel erreicht und das Picknick aus dem Rucksack ausgepackt, segeln die Alpendohlen heran. Aufmerksam beobachten die Vögel mit den korallenroten Läufen, was ihnen Berggänger beim Essen vor die Füsse werfen. Die Vögel verschmähen weder Käse noch Brot, Rosinen oder Nüsse. Auch um Bergrestaurants sind Alpendohlen regelmässig auf Futtersuche. Pommes Frites scheinen es ihnen besonders angetan zu haben.

Natürlicherweise ernähren sich die Krähenvögel allerdings gesünder. Während des Bergsommers leben sie vor allem von Insekten. Im Herbst fressen sie Beeren und Früchte. Im Winter suchen die Alpendohlen ihre Nahrung in tieferen Lagen und sind dann in Dörfern und Städten am Alpenrand - zum Beispiel in Luzern, Thun oder Chur - anzutreffen.


Alpendohle © Pro Natura / K. Weber

Brut in tiefen Felsspalten

Das Brutgeschäft erledigt die Alpendohle hingegen diskreter. Ihr Nest baut sie auf unzugänglichen Felsplatten und Simsen in Höhlen und Grotten, gelegentlich in totaler Finsternis. Am Hohen Kasten im Kanton St. Gallen fanden Wissenschaftler den Nistplatz in einer 15 Meter tiefen Höhle. Deren Eingang, eine Felsspalte, war lediglich 50 Zentimeter breit.

Männchen und Weibchen bleiben sich ein Leben lang treu. «Geschieden wird nur im Ausnahmefall, wenn sich das Weibchen von einem Single zu einem Seitensprung hinreissen lässt», sagt Peter Rüegg, Vogelspezialist bei Pro Natura. Den Brutplatz muss es deswegen nicht aufgeben. Zwar legen nur die Männchen die Rangordnung in der Grupppe fest. Die Weibchen aber regieren uneingeschränkt über den Nistplatz.

Dohlenkot düngt Flechten

Dort, wo Alpendohlen oft sitzen, gedeihen spezielle Flechten. Diese profitieren vom Volldünger, den die Vögel gelegentlich von sich geben. Fachleute nennen diese Flechten «ornithocoprophil». Was nichts anderes heisst als: Vogelkot liebend. Die Krustenflechte Caloplaca elegans ist ein Beispiel dafür. Sie wächst unter anderem auf den Steinmauern des Pilatusgipfels - da, wo die Alpendohle gerne hockt. (Pro Natura)

       
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