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Die Natur im Jahresverlauf


     
       

Dezember: Erfolgreicher Mäusejäger mit blütenweisser Weste

       

Einst brauchten Könige den blütenweissen Winterpelz des Hermelins als Zeichen der Macht. Für den kleinen Marderartigen hingegen ist die weisse Farbe im Winter eine effiziente Tarnung.

Wiesel heisst der kleine Beutegreifer im Sommer, Hermelin im Winter. Denn als eines der wenigen Raubtiere färbt sich das Hermelin radikal um: von braun zu schneeweiss. Nur die schwarze Schwanzquaste bleibt zu allen Jahreszeiten ein beständiges Merkmal und hebt es dadurch vom ähnlichen Mauswiesel ab.

Dieses blütenweisse Winterfell mit der schwarzen Schwanzspitze war einst so wertvoll, dass es in Krönungsgewänder von Königen eingearbeitet wurde – als Zeichen der Macht. Mit Hermelinfell geschmückt ist auch das Stadtwappen von Köln. Die elf schwarzen Tropfen auf weissem Grund, die Teil des Wappens sind, symbolisieren die Hermelinschwänze. Sie erinnern an die Legende der bretonischen Prinzessin Ursula.


Hermelin im Winterkleid
(© Pro Natura / C. Morerod)
Für das Hermelin selbst ist das weisse Winterpelz eine effiziente Überlebensstrategie. Denn damit ist der kleine Marderverwandte im Winter hervorragend getarnt, sowohl für seine Beute als auch für seine Feinde. Zudem verlegt das Hermelin im Winter seine Jagd häufiger auf die Nachtstunden als im Sommer. «Mit der nächtlichen Jagd entgeht das Hermelin vielen seiner Raubfeinden. Sie haben es bei schneearmen Verhältnissen nämlich besonders leicht, den schneeweissen Miniräuber zu entdecken», sagt Pro Natura Artenschutzexperte Urs Tester.

Neun von zehn Beutestücken, die das kleine Raubtier reisst, sind Mäuse. Was heisst, dass die Bestände des Hermelins in schlechten Mäusejahren, die zyklisch vorkommen, schrumpfen. Dennoch ist der kleine Marderverwandte hierzulande das häufigste Raubtier. Bis auf 3000 Meter kann es vorkommen und besiedelt fast alle Lebensräume. Über seine aktuelle Verbreitung hierzulande wissen Wildbiologen allerdings herzlich wenig. Denn trotz seines blütenweissen Felles entzieht sich der Kleinräuber den Wissenschaftern durch sein heimliches Leben. (Pro Natura)

       
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Dezember: Stacheliger Adventsbote aus dem Unterholz

       

Schon die Kelten und Germanen verehrten die Stechpalme. Denn Gehölze mit immergrünem Laub sind in Mitteleuropa selten. Heute ist dieser Strauch Teil eines einträglichen Weihnachtsgeschäfts, vor allem in den USA.

Zur Adventszeit ist es Brauch geworden, Häuser, Türen und Tische mit Zweigen der Stechpalme Ilex aquifolium zu dekorieren, was ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum stammt. In den USA und Grossbritannien gilt der Stechpalmenzweig als Weihnachtssymbol schlechthin. Um die riesige Nachfrage zu decken, werden Stechpalmen in grossen Plantagen gezogen. Doch der Kult um diese Pflanze ist nichts Neues.

Bereits die Germanen und Kelten verehrten diesen Strauch, der zehn Meter hoch werden kann. Und auch die Römer glaubten, dass die Stechpalme für Glück und Gesundheit sorgt. Sie gilt auch als Vorläuferin des Weihnachtsbaums. Statt Fichten und Tannen kauften die Leute Mitte des 16. Jahrhunderts in Strassburg Stechpalmen.

Stechpalmen lieben mildes Klima Fasziniert haben die Menschen seit jeher die derben ledrigen immergrünen Blätter. Denn solche Gehölze sind in unseren Breiten von Natur aus rar. "Bei uns gedeiht sie am besten im Unterholz von Lungenkraut-Buchenwäldern. Sie bevorzugt kalkreiche, tiefgründige Böden", sagt Pro Natura Waldexpertin Evelyn Kamber. Die Stechpalme kommt zwar in weiten Teilen des Mittellandes und des Juras vor. Häufig ist sie aber nirgends, denn Frost und Schnee behagen ihr nicht. Lediglich am Jurasüdfuss ist sie häufiger, weil dort günstige Wuchsbedingungen herrschen.

Finger weg von Beeren

     
Stechpalmenzweig mit den roten Früchten
und ganzrandigen Blättern.
(© Pro Natura / K. Weber)

An vielen Pflanzen erscheinen zwei Typen von Blättern: die Namen gebenden stacheligen sowie die fast stachellosen ganzrandigen. Mit einer Palme hat die Stechpalme weder botanisch noch dem Aussehen nach etwas zu tun. Im Gegensatz zur nahe verwandten Ilex paraguariensis aus Südamerika, deren Blätter den stimulierenden Mate-Tee ergeben, sind die Blätter unserer Stechpalme giftig. Genauso wie die leuchtend roten Beeren. Für Vögel sind sie zwar eine Delikatesse, dem Menschen dagegen bekommen sie nicht. Die Literatur berichtet über Todesfälle bei Konsum von mehr als zwanzig Früchten. Kleinere Mengen führen zu heftigen Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfällen. (Pro Natura)

       
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Dezember: «Abgehobenes» Leben macht Misteln mystisch
       

Von keltischen Druiden verehrt, von modernen Ärzten begehrt: Der Mistel haben Menschen schon immer magische Kräfte zugeschrieben.
Ob sie diese hat? Sicher ist die Mistel eine der ungewöhnlichsten einheimischen Pflanzen.

Ohne die Mistel wären Asterix und Obelix nie das geworden, was sie sind: unbeugsame Gallier, die Römer verhauen und Wildschweine von Hand erlegen. Um so stark zu werden, trinkt Asterix den Zaubertrank des Druiden Miraculix. Der über die Zutaten schweigt. Ausser, dass der Trank neben Hummer und Erdbeeren – Misteln enthält.Dass sie Wunder wirken können, ist nicht aus der Luft gegriffen. Längst bevor es Asterix als Comic-Held in die Buchläden schaffte, verehrten echte Gallier, Kelten und Germanen die Mistel als heilige Pflanze. Druiden in weissen Gewändern sollen sie für rituelle Handlungen geschnitten haben. Auch rätselten frühe Menschen darüber, wie die Mistel auf die Bäume kam und weshalb sie selbst dann noch grünte, wenn ihr Wirt das Laub abgeworfen hatte.

Karriere machte die Mistel als Heilpflanze. Der römische Naturforscher Plinius erwähnte sie als Mittel gegen die Epilepsie im ersten Jahrhundert nach Christus. In der Neuzeit fanden Mediziner heraus, dass die Mistel mit ihren Inhaltsstoffen wie Viscotoxin und Mistellektin Krebsleiden mildern kann.


Misteln ziehen Menschen seit langem
in ihren Bann. Schon die alten Gallier
verehrten die aussergewöhnliche Pflanze.
(© Pro Natura / K. Weber)

Kuss unterm Mistelzweig

Und selbst wenn die Mistel Krebs nicht heilen kann: Eine aussergewöhnliche Pflanze ist sie allemal. Sie wächst als Halbschmarotzer auf verschiedenen Bäumen. Ihre Wurzel, der Senker, zapft die Wasserleitungen des Baumes an. Blattgrün aber besitzt sie – im Gegensatz zu anderen Schmarotzern aus dem Pflanzenreich. Und damit kann sie die Kohlenhydrate selber herstellen, die sie für ihr Wachstum braucht. Das übrigens nur langsam vor sich geht. «Eine Mistel von einem halben Meter Durchmesser kann gut und gerne 30 Jahre alt sein», sagt Pro Natura Pflanzenexperte Ueli Berchtold. Erst mit fünf Jahren beginnt die Pflanze zu blühen, die Beeren trägt sie zur Weihnachtszeit. Das macht die Mistel als Adventsschmuck attraktiv. Aus dem angelsächsischen Raum stammt der Brauch des Weihnachts-Mistelzweigs. Man hängt ihn im Zimmer auf oder bindet ihn über die Eingangstür. Und: Das Mädchen, das von einem Mann unter dem Zweig angetroffen wird, muss sich von ihm küssen lassen. (Pro Natura)

       

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