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Die Natur im Jahresverlauf

       
       

November: Angsthasen gehen weiss in den Winter

       

Schneeschuhe, Luft in den Haaren und kurze Ohren: Trickreich schlägt der Schneehase dem kalten Winterwetter einen Haken. Doch nicht nur das harte Alpenklima setzt dem wandelbaren Hoppler zu.

In den Alpen liegt seit Mitte Oktober Schnee. Gerade rechtzeitig hat der Schneehase den Fellwechsel abgeschlossen und seinen graubraunen Sommerpelz mit dem blütenweissen Winterfell eingetauscht. Weiss erscheint der Pelz deshalb, weil in den Haaren kein Farbstoff sondern Luft eingelagert ist. Diese isoliert den Körper hervorragend. Verglichen mit dem Sommerpelz verliert der Hase so bis zu einem Viertel weniger Energie. Und nicht zuletzt tarnt das weisse Winterkleid den Schneehasen vor seinen Intimfeinden Steinadler und Fuchs.

      
Schneehase © Pro Natura / C. Morerod

Auch sonst schlägt der «Angsthase» – nach seinem wissenschaftlichen Namen Lepus timidus, der scheue Hase – dem kalten Klima ein Schnippchen. Seine Ohren sind kleiner als die des Feldhasen. Über grosse Löffel, wie sie sein Verwandter aus dem Flachland besitzt, würde zu viel Wärme verloren gehen. Zudem darf der Schneehase die Erfindung der Schneeschuhe für sich beanspruchen. Die Zehen an den Hinterpfoten sind stark spreizbar, relativ lang und stark behaart. Dadurch sinkt der Schneehase beim Hoppeln über den Schnee weniger tief ein und kann seinen Feinden besser entkommen.

Um seinen Fressfeinden zu entgehen, vertraut der Schneehase nicht nur auf seine Tarnung. Den Tag verbringt er meist im Schutz von Zwergsträuchern, Steinen und Bäumchen. Erst in der Dämmerung kommt er aus seinen Verstecken hervor und legt für die Suche nach Fressbarem Nachtschichten ein. Auf seinen Streifzügen legt er oft weite Distanzen und beträchtliche Höhenunterschiede zurück.

Anders als den Feldhasen-Beständen geht es der Schneehasen-Population in den Schweizer Alpen noch recht gut. Wie viele Tiere auf Blockfeldern, Grasheiden, in Wäldern und auf Weiden in den Gebirgsregionen der Schweiz leben, ist hingegen nicht bekannt. «Allerdings haben sich die Schneehasen aus denjenigen Gebieten verabschiedet, wo im Winter ein grosser Touristenrummel herrscht», gibt Pro Natura Artenschutzexperte Urs Tester zu bedenken. Mit dem zunehmenden Druck durch touristische Alperschliessungen sehe die Zukunft des Schneehasen nicht nur blütenweiss aus. (Pro Natura)

       
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November: Saatkrähen in der Schweiz im Aufwind

       

Die Krähenbestände hierzuland erhalten bald Verstärkung: Aus dem Nordosten Europas fliegen tausende von Saatkrähen ein. Doch der Name tut den schlauen Vögeln Unrecht. An der Saat machen sie sich nur selten zu schaffen.

Am grauen Herbsthimmel lassen sich ab Ende Oktober grössere Krähenschwärme blicken, die zielstrebig nach Südwesten ziehen: Saatkrähen aus Nordost- und Osteuropa sind auf ihrem Weg ins Winterquartier. In der Region Basel, rund um Bern und im Berner Seeland sind Saatkrähen besonders häufige Wintergäste. Allein am Rheinknie überwintern gegen 10 000 der schwarzen Vögel.


Saatkrähe © Pro Natura / K. Weber

Auf Matten, kurzrasigen Wiesen und Äckern suchen sie nach Nahrung. Mit ihrem langen Schnabel graben sie saftige Engerlinge aus. In guten Mäusejahren machen sie auch Jagd auf die kleinen Säuger. An der Saat – so wie der Name vermuten lässt – vergreifen sie sich eher selten. Schäden entstehen gleichwohl, vor allem an jungen Keimlingen. Wissenschaftler haben aber herausgefunden, dass ein Saatkrähenschwarm nicht einmal zwei Prozent der Saat, meist Mais und Weizen, in seinem Wirkungskreis zerstört. Für Schäden an der Landwirtschaft sind in der Regel die nahe verwandten Rabenkrähen verantwortlich. Von ihr unterscheidet sich die Saatkrähe durch ihren weissen Schnabelgrund, die steilere Stirn und ihren heiseren, krächzenden Ruf.

Bestand in zehn Jahren verdoppelt

Als Brutvogel ist die Saatkrähe in der Schweiz im Aufwind. Im Jahr 2003 haben über 1200 Paare gebrütet. In nur zehn Jahren hat sich der Bestand verdoppelt. Die Krähen entpuppen sich dabei als echte Grossstädterinnen. «Fast alle Kolonien entstehen in den Städten und in Agglomerationen, vorab in der westlichen Landeshälfte. Ihre Horste bauen sie mit Vorliebe auf Platanen», weiss Pro Natura Vogelspezialist Peter Rüegg. Weshalb dem aber so ist, wissen die Forscher noch nicht. Möglicherweise schätzen die Krähen, dass die Platane spät ihr Laub austreibt und die Vögel deshalb einen guten Überblick über ihre Kolonie und die Umgebung haben. (Pro Natura)

       
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