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Die Natur im Jahresverlauf

       

September: Nur Vollfette überleben den Winter

       

Für die Jungigel heisst es jetzt: Fressen, was das Zeug hält. Denn schon bald wird die Nahrung knapp, und die Stacheltiere müssen sich – je nach Temperatur – für den Winterschlaf zurückziehen. Überleben wird, wer im Herbst genügend Speck ansetzen konnte.

Noch im August kommen in unseren Breiten Igelkinder zur Welt. Nach drei bis vier Wochen in Obhut ihrer Mutter im Nest beginnen die Kleinen die Welt zu entdecken. Gegen Ende des Septembers sind sie selbständig. Dann heisst es: Fressen, fressen, fressen. Als Reserve für den Winter muss ein ordentliches Fettpolster her.

Im September finden Igel immer noch Futter und nehmen pro Nacht 10 Gramm zu. Aber schon ab Mitte Oktober wird die Kost kärglich. Die Jungigel werden pro Nacht nur noch wenige Gramm schwerer. Im November schliesslich wird die Energiebilanz meist negativ. Dann heisst es: Saisonschluss.


Igel © Pro Natura / K. Weber

Den Winterschlaf halten die Igel in einem Nest, das sie selber zusammentragen. «Die Igel legen die Winternester meist an kühlen und trockenen Orten an. Haben sie die Wahl zwischen sonniger Südseite und schattiger Nordseite, bevorzugen sie letztere», sagt Pro Natura Artenschutzspezialist Urs Tester. Das macht Sinn. Denn an der Nordseite bleiben die klimatischen Verhältnisse während des Winterschlafs konstant. Andernfalls würde der Igel an sonnigen Wintertagen erwachen und seine Fettreserven unnötig strapazieren. Seine Körpertemperatur senkt er im Winterschlaf von 36°C auf 5°C. Das Herz schlägt nur noch drei bis viermal pro Minute.

Schadete die Trockenheit den Igeln?

Der Igel ist in Gärten gern gesehen, weil er als unermüdlicher Schneckenvertilger gilt. Tatsächlich machen diese Weichtiere aber nur 10 bis 20 Prozent seiner Nahrung aus. Lieber sind ihm Käferlarven, die er am Wurzelansatz von Pflanzen findet, und Regenwürmer. Sie beinhalten mehr Eiweiss als Schnecken.

Unklar ist, ob der trockene Sommer den Igeln geschadet hat. Schnecken waren rar, Würmer haben sich tief in die Erde zurückgezogen. Andrerseits konnten Igelspezialisten die Tiere öfters auf Rasenflächen und auf kurzrasigen Weiden beobachten, wo sich offensichtlich Tau bildete und der Igel seine feuchtigkeitsliebende Beute trotzdem finden konnte.
Übrigens: In Neuseeland stellt sich für die Stacheltiere diese Frage nicht. Sie halten einen Trockenschlaf. (Pro Natura)

       
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September: Auf zarten Schwingen ans Eismeer

       

Die meisten Schmetterlinge, die jetzt noch an Sommerflieder, Fallobst und Herbstblumen saugen, erleben den nächsten Frühling nicht mehr. Sie fallen dem ersten Frost zum Opfer. Nicht so der Distelfalter. Dieser schnell und ausdauernd fliegende Wanderfalter hat im Herbst noch einiges vor.

Im Frühling brechen Tausende von Distelfaltern in Afrika, Amerika und Asien in nördlicher Richtung auf. Nach Europa erfolgt der Einflug in zwei Etappen: Distelfalter aus Nordafrika überqueren das Mittelmeer und treffen in kleinen Gruppen oder lockeren Schwärmen bereits Ende März in Südeuropa ein, im April tauchen sie nördlich der Alpen auf.

Nicht alle Falter überqueren die Alpen, sondern pflanzen sich bereits in Südeuropa fort. Deren Nachkommen wandern schliesslich weiter nordwärts und erreichen Skandinavien oder sogar das Eismeer. Einzelne Individuen legen dabei bis 1000 Kilometer zurück! Raupen mögen Kratzdisteln Nördlich der Alpen pflanzt sich der Distelfalter in zwei bis drei Generationen fort.


Distelfalter © Pro Natura / T. Marent

Besonders häufig ist er auf Alpweiden, in Kiesgruben und auf Extensivflächen, wo viele Disteln wachsen. Diese stachligen Pflanzen mag auch die grauschwarze, bedornte Raupe am liebsten. Die Falter saugen ausschliesslich Nektar und bevorzugen Kohldisteln, Kratzdisteln und Wasserdost. In Gärten besuchen die Schmetterlinge oft den Sommerflieder Buddleja.

Urenkel wandern zurück

Ein Teil der Distelfalter wandert im Herbst wieder südwärts. Jetzt sind es die Enkel und Urenkel der Einwanderer, die sich wieder der Heimat zuwenden. Sie wandern einzeln oder in grösserer Zahl und überwinden dabei sogar hohe Gebirge. «Eigentlich reise ich zur Beobachtung des Vogelzugs auf einen Alpenpass im Berner Oberland», meint Christoph Vogel, Vogelspezialist bei Pro Natura, «aber auch dieses Jahr werde ich ziehenden Schmetterlingen nachblicken. Das ist sehr beeindruckend!» (Pro Natura)

       
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